Geschichten
In dieser Rubrik ist geplant, interessante Geschichten
aus der Hoisdorfer Gegenwart und Vergangenheit zu
erzählen.
1988: Sensationell - TuS Hoisdorf gegen Bayern München
in der 2. Hauptrunde des DFB Pokals
Vielen Dank für Informationen und Mitarbeit Manfred Kempert
und Uta Knaak. Text von Peter Hilber.
Es war eine aufregende Zeit damals in Hoisdorf. Reiterfeste, Sängerfeste, Musikkonzerte, Kinderfeste, Laternenumzüge und natürlich eine tolle erste Fußballmannschaft, die uns viel Spaß und Spannung bescherte. Entscheidend dazu beigetragen hat der Mäzen und erfolgreiche Unternehmer Günther Bruss, der persönlich und finanziell die Fußballmannschaft des TuS Hoisdorf unterstützte und auch leitete.
Hinzu kam auch ein sehr guter Kontakt zum TuS Vorstand. Aber nun der Reihe nach:
Ab 1982 gelang der Mannschaft nach vielen personellen Verstärkungen der Aufstieg in die Landesliga Süd. Und so kam es zu Erfolgen wie den Vizemeisterschaften zwischen 1984 und 1986.
Nach weiteren Verstärkungen im Spielerkader erreichte die Mannschaft im Jahre 1987 die Landesmeisterschaft. Der Sprung in die Oberliga Nord war somit erreicht. Hoisdorf gelangte nach einigen Aufstiegsspielen in die 1. Runde des DFB Pokals und besiegte RW Oberhausen mit 3:0. Die Auslosung der 2. Runde fiel auf die sensationelle Partie: TuS Hoisdorf gegen Bayern München - die Topmannschaft des deutschen Fußballs. Da war natürlich bei uns im Dorf die Erwartung auf dieses Spiel sehr groß. Es galt die Frage zu klären, wo dieses besondere Spiel stattfinden solle, mit wie viel Zuschauern zu rechnen sei, Organisation und Kartenverkauf lagen ja bei dem TuS Vorstand – eine nie dagewesene Situation für den Verein und das Dorf. Man einigte sich auf das Lübecker Stadion an der Lohmühle. Der Run auf die Karten ging los.
Ich hatte Glück und ergatterte einen Stehplatz für 15,-DM. Hoisdorf war nun in aller Munde, die Presse entdeckte das Dorf und alle hofften auf ein tolles Spiel. Da waren die Bayern Profis und bei uns die Amateure mit normalen Tätigkeiten und Berufen (3 Schüler, 2 Azubis, Glaser, Tischler, Zeitsoldat, Kaufm. Angestellte, Elektroniker, Verwaltungsbeamter, Student, selbstständig. Alter von: 18 bis 33). Superamateure, die hochmotiviert in dieses Spiel gingen.
Man wollte den Bayern die „Lederhosen ausziehen“ und trat selbst kurz vor dem Spiel in Lederhosen auf. Ein Gag. Aber nun zum Spiel: 20000 Zuschauer, regnerisches, stürmisches Wetter. Hier das Vorwort von Günther Bruss,
und die Hoffnungen des Spielertrainers Manfred Mannebach und des TuS Vorsitzenden Manfred Kempert.
Leider stand ich während des Spiels ganz oben in der Kurve, Stehplatz und große Fans vor mir. Ich sah nur die Hälfte des Spielfeldes und hatte auch ein bisschen Angst, denn hinter mir war eine stabile Mauer – eine Panik hätte da üble Folgen gehabt. Aber da der ehemalige TuS Vorsitzende Manfred Kempert mir tolles Material übergab, kann ich den Spielverlauf trotzdem mit einem Artikel des (kicker-sportmagazin Ausgabe 78/1988 vom 26.09.1988) dokumentieren. Danke dem Sportmagazin für die Freigabe. Hier der Text:
Zwerge vom Sturm umgeworfen
TuS Hoisdorf – Bayern München 0:4 (0:2)
Hoisdorf: Kilan – Rasch – Drube, Seefeld – Hinz, Strunz, Lüneburg, Mannebach, Cyrkel, Ostermann – Bruszies – Spielertrainer: Mannebach
München: Aumann – Augenthaler – Johnsen – Nachtweih, Reuter, Flick, Pflügler, Kögl, Eck – Wohlfahrt, Wegmann – Trainer: Heynkes
Auswechselspieler: 74. Neumann für Mannebach, 86. Thurau für Bruszies – 74. Ekström für Wegmann, 82. Hansen für Reuter.
Tore: 0:1 Eck (22.), 0:2 Wohlfahrt (40.), 0:3 Eck (70.), 0:4 Kögl (75.)
Zuschauer: 20000 (ausverkauft
Gelbe Karten: Cyrkel – Johnsen
Rote Karte: Ekström (90.)
Vom Winde verweht waren alle Hoffnungen des Nord-Oberligisten TuS Hoisdorf, dem großen Favoriten FC Bayern ein Bein zu stellen. Schon vor dem Anpfiff war Klaus Augenthaler der Matchwinner, als es die Seitenwahl gewann und sich für den starken Wind, der in Orkanböen Stärken zwischen acht und neun erreichte, im Rücken entschied. Dadurch mußten die Amateure aus Hoisdorf gegen den konzentriert beginnenden FC Bayern und dazu noch gegen den böigen Wind spielen.
Die Münchner rissen sofort im Mittelfeld mit guter Raumaufteilung und gekonntem Forechekking die Initiative an sich. Nicht nur wegen seiner beiden Tore war Armin Eck auch der effektivste Spieler, gut unterstützt von Hans Dieter Flick(viele Ballkontakte) und dem lauffreudigen Stefan Reuter. Da auch Augenthaler, Pflügler und der technisch starke Kögl ganz auf Offensive eingestellt waren, weil TuS Hoisdorf nur eine echte Sturmspitze mit Bruszies hatte, diktierte der FC Bayern das Geschehen.
Als Johnsen, nach anfängichen Unsicherheiten immer selbstbewußter und besser geworden nach vorn stürmte, fiel das 1:0, als Eck das Zuspiel des Norwegers aus acht Metern unhaltbar verwandelte. Wohlfahrts Kopfball nach Vorarbeit von Flick sorgte vor der Pause für die Vorentscheidung – 2:0. Zwar versuchten die Hoisdorfer „Zwerge“ nach der Halbzeit, nun mit dem Wind als Bundesgenossen und nach wie vor ungebrochenem Elan, die Bayern in Verlegenheit zu bringen.
Aber die Drangperiode war nur von kurzer Dauer, das rationellere Spiel des Bundesligisten setzte sich durch. Leider aber gab es einen unrühmlichen Schlußpunkt. Johnny Ekström soll Neumann mit dem Knie getroffen haben, als der Ball nicht in der Nähe war und wurde wenige Sekunden vor dem Abpfiff von Schiedsrichter Diekert vom Platz gestellt.
Während die Bayern aus nicht einmal einem halben Dutzend Chancen vier Tore erzielten, also sehr effektiv spielten, verdienten sich die Spieler des TuS Hoisdorf ein großes Kompliment.
Mit Hingabe, aber auch mit spielerischer Klasse, wurde der Oberliga-Neuling zu recht gefeiert. Eine Elf ohne schwachen Punkt, wobei Drube gegen Wegmann und Seefeld gegen Wohlfahrt imponierten, Mannebach und Cyrkel sehr viel für den Aufbau taten, Strunz und Hinz im defensiven Bereich ebenso überzeugten wie das Talent Ostermann und der wendige Bruszies im offensiven. Manfred Heun
Geschichte digital - Die Entwicklung Hoisdorfs von 1771 bis heute
https://museum-hoisdorf.de
Die Schneekatastrophe 1979 in Hoisdorf
Vielen Dank für Informationen und Fotos an: Volker Horl, Frau Griem, Frau Stolt, Heinzi Gerdau, Arne Westphal und Uta Knaack.
Sechs Wochen nach den ersten starken Schneefällen und Schneeverwehungen am Jahreswechsel 1978/1979 im Norden Schleswig- Holsteins traf es auch unsere Gemeinde mit aller Wucht: extrem starke Winde, Temperaturstürze, mehrtägiger starker Schneefall mit Schneeverwehungen. Innerhalb von Stunden waren Straßen und Hofzufahrten blockiert – Katastrophenalarm wurde flächendeckend ausgerufen – und das nicht nur in unserem Kreisgebiet. Fahrverbote wurden angeordnet, die Menschen in unserem Dorf mussten sich auf die neue Situation einstellen. Man musste mit Strom-und Telefonausfällen rechnen, kalten Heizungen und leeren Speisekammern. Im Gegensatz zu heute hatten wir aber noch einige Läden im Dorf – Hansohn, Maluche, Mary Denker um nur einige zu nennen. Die konnten den ersten Ansturm der Nachbarn auf die Lebensmittel abfangen. Aber das war ja nur der private Bereich, der organisiert werden musste. Das Team um Bürgermeister Volker Horl und Wehrführer Walter Stolt war schon frühzeitig von den Katastrophenmeldungen informiert worden und jetzt natürlich gefordert, die großen Themen zu meistern, wie Freimachen der Verkehrswege, der Hydranten, Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit, Einsatzmöglichkeiten der freiwilligen Feuerwehr etc. . Das ging dann tage- und nächtelang im Zweischichtrhythmus. Zwischendurch schlafen, essen, auch bei Maluche, dann wieder raus in das für das Schneeräumen einzig verfügbare Fahrzeug. Bis auch dieses Fahrzeug in einer Schneeverwehung im Achtern Diek stecken blieb und nicht mehr vor und zurück kam. Die guten Beziehungen des Amtes Siek und des Bürgermeisters zum Panzerbataillon in Rahlstedt brachten dann die Lösung: das Fahrzeug der Feuerwehr konnte mit Hilfe eines Bergepanzers wieder rausgezogen werden. Die Leistung unserer Wehren in diesen Tagen war wirklich großartig. In unserem Ortsteil Oetjendorf waren die Probleme nicht geringer. Nach Tagen konnte die Kreisstraße nach Oetjendorf von Hoisdorf aus zwar geräumt werden, doch innerhalb des Dorfes musste man mit der Situation selbst fertig werden. Hier hatte man natürlich auch die Power der Feuerwehr und eines alten MAN -Traktors zur Verfügung, der eingesetzt werden konnte. Von Todendorf her räumten Bergepanzer die Straße. Natürlich gab es in dieser Zeit auch Probleme mit der Versorgung der Landwirte. So versackte ein Milchtankfahrzeug in einer Schneewehe im Gölm. Die ganz großen schwierigen Situationen aber blieben zum Glück aus. Keine Verletzten, keine Stromausfälle, alle Telefone gingen und die Heizungen waren auch nicht ausgefallen. Man half sich gegenseitig aus, räumte gemeinsam in nachbarschaftlicher Hilfe die Grundstücke und trank gemeinsam auch manchen Grog. Übrigens: die Gaststätten wie Maluche oder Sievers Gasthof waren auch gut hintenrum über die Felder zu erreichen, denn die waren dank des heftigen Sturmes weniger stark mit Schnee bedeckt. Hier trafen sich dann auch gern die erschöpften Schneeräumer zum gemütlichen Plausch. Kinder bauten Iglus, sprangen vom ersten Stock in den weichen Schnee und die große Zahl der Schneemänner war zwischen den hohen Schneebergen nicht zu übersehen. In dieser Zeit gab es gute Beispiele für nachbarschaftliche Hilfe, und dank des tollen Einsatzes der freiwilligen Feuerwehr konnte man nach 5 Tagen wieder zu fast normalen Zuständen zurückkehren – wenn auch so manche Schneeberge sich noch bis in den April gehalten hatten.